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Fünf Fragen und Antworten zum RS-Virus

Gesundheit

Für wen kann das RS-Virus gefährlich werden? Ab wann ist Hilfe aus der Kinderklinik nötig? Und wie wird therapiert? Kinderpneumologin Dr. Petra Kaiser-Labusch vom Eltern-Kind-Zentrum Prof. Hess beantwortet einige wichtige Fragen zu Symptomen und Behandlung.

Kinderkliniken und Kinderarztpraxen sind aktuell mit einer Welle von Atemwegserkrankungen konfrontiert. Besonders das RS-Virus (Respiratorische Synzytial-Virus) macht vielen jungen Patientinnen und Patienten zu schaffen und führt gerade bei kleinen Kindern und Säuglingen zu schweren Verläufen. Was sich hinter dem RS-Virus verbirgt und ab wann eine Behandlung im Krankenhaus nötig wird, erklärt die Kinderpneumologin Dr. Petra Kaiser-Labusch vom Eltern-Kind-Zentrum Prof. Hess (Klinikum Bremen-Mitte).

Wie erkenne ich das RS-Virus?
Dr. Petra Kaiser-Labusch:
Es sind die klassischen Symptome einer Erkältungskrankheit oder eines grippalen Infekts. Die Krankheit äußert sich durch Schnupfen und vor allem Husten. Erwachsene und große Kinder ohne Vorerkrankungen an Lunge und Herz haben meist nur leichte Symptome. Schwerer betroffen sind vor allem Säuglinge und kleine Kinder, weil bei ihnen die kleinen Atemwege durch die Schwellung der Schleimhaut stark verlegt werden und massive Atemnot entstehen kann.

Warum treten die Fälle jetzt so geballt auf?
Dr. Petra Kaiser-Labusch:
Es gibt zwar jedes Jahr eine Welle an Atemwegserkrankungen. Und mit dem RSV haben wir ein gut bekanntes Virus, mit dem jeder Mensch in seinen ersten Lebensjahren in Kontakt tritt und einen – allerdings nicht langwierigen – Immunschutz aufbaut. In den vergangenen Corona-Jahren sind wir aber durch Lockdowns, Kontaktreduzierung und Masken, was uns vor dem Coronavirus aber auch anderen Viren geschützt hat, viel weniger mit Erregern in Kontakt gekommen. Dadurch sind zum Beispiel Schwangere „ungeübt“ mit erneuter RSV-Infektion und können ihrem Neugeborenen keinen Nestschutz mitgeben. Kindergartenkinder erkranken mit 3 Jahren erstmalig an RSV, nicht wie sonst zum 2. oder 3. Mal, sind stärker krank, sind auch ansteckender für Gleichaltrige und jüngere Geschwister – wahrscheinlich ist deshalb die Welle, die wir sonst jedes Jahr haben, in diesem Jahr so ausgeprägt. Im vergangenen Jahr trat sie schon früher im September zu Tage, flaute dann aber rasch im November wieder ab.

Wann ist ein krankes Kind ein Fall für das Krankenhaus?
Dr. Petra Kaiser-Labusch:
Genau hinschauen muss man vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern bis etwa 3 Jahre – gerade wenn sich der Husten verstärkt, sich zu einem keuchenden Husten entwickelt, die Lunge rasselt und pfeift, Atembeschwerden oder gar Atemnot auftreten und Haut und Lippen bläulich anlaufen, das Trinken nicht mehr möglich ist. Wie gesagt: Bei größeren Kindern löst das Virus oft nur eine leichte Erkrankung aus, bei den kleinen allerdings kann das Virus auch lebensbedrohlich sein. Deshalb darf man diese Infektion in dieser Situation auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen.

Wie wird im Ernstfall behandelt?
Dr. Petra Kaiser-Labusch:
Die schwer betroffenen Kinder haben eine zu niedrige Sauerstoffsättigung im Blut. Die kleinen Atemwege sind dicht, die Lungenbläschen, die für den Gasaustausch verantwortlich sind, können nicht genügend Sauerstoff in den Kreislauf bringen. Mit Inhalationstherapien und vor allem Sauerstoffgabe, gegebenenfalls Ernährung über Magensonde oder intravenösem Zugang, versuchen wir den Kindern über diese schwierige Phase der Infektion hinwegzuhelfen. Wenn das nicht ausreicht, wird mit einer sogenannten High-Flow-Therapie mit Sauerstoff angereicherte Luft mit vermehrter Flussstärke zugeführt. Ähnlich wie viele Erwachsene während der Coronapandemie auf diese Weise bei der Atmung unterstützt werden, werden Kinder nun wegen des RS-Virus vermehrt auf diese Weise behandelt.

Kann man Kinder vor einer RSV-Infektion schützen?
Dr. Petra Kaiser-Labusch:
Nein, nicht wirklich, jedes Kind muss sich früher oder später damit auseinandersetzen. Hochrisikokinder aber wie zum Beispiel sehr kleine Frühgeborene, Kinder mit neurologischen oder chronischen Lungenerkrankungen können im 1. Lebensjahr mit einer Passivimpfung alle vier Wochen zumindest vor schweren Verläufen der RSV-Infektion geschützt werden.

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