Gesundheit Nord Klinikverbund Bremen

„Gerade jetzt steigt das Risiko“

Gesundheit

Zum Tag des brandverletzten Kindes am 7. Dezember beantwortet die Bremer Kinderchirurgin Andrea Etzler die wichtigsten Fragen zu Verbrühungen und Verbrennungen

Knisternde Öfen, leuchtende Kerzen und dazu ein heißes Getränk. Für viele dürften das die Zutaten für einen ziemlich gemütlichen Herbst- oder Winterabend sein. Die Vorweihnachtszeit kann aber auch mit viel Hektik und Unachtsamkeit verbunden sein. Insbesondere für Kinder kann das schnell zu einer gefährlichen Mischung werden. „Gerade jetzt in der kalten und dunklen Jahreszeit steigt für Kinder das Risiko thermischer Verletzungen“, Andrea Etzler, Oberärztin der Klinik für Kinderchirurgie- und –Urologie im Eltern-Kind-Zentrum Prof. Hess in Bremen. 80 bis 100 solcher Fälle gebe es in Bremen jährlich, bei denen Kinder wegen Verbrennungen und Verbrühungen stationär behandelt werden müssten. „Dabei sind die meisten Unfälle vermeidbar“, sagt Andrea Etzler. Zum Tag des brandverletzten Kindes beantwortet sie die wichtigsten Fragen.

Welche Altersgruppe ist besonders gefährdet?
Kinder unter drei Jahren sind laut der Bremer Ärztin am häufigsten betroffen. Gerade wenn sich die Kleinen in der Wohnung auf Entdeckungstour begeben, wirke etwa das flackernde Feuer der Kerzen oder aufsteigender Dampf aus dem Kochtopf besonders interessant. „Sie können aber natürlich noch nicht wissen, dass das sehr gefährlich für sie werden kann“, sagt Etzler. Deshalb seien die Eltern hier besonders gefordert, alle möglichen Gefahrenquellen aus dem Weg zu räumen, bevor überhaupt etwas passieren kann. „Oft hilft es, die Kinderperspektive einzunehmen, um Gefahren früh zu erkennen.“

Was sind die häufigsten Gründe für thermische Verletzungen?
Heiße Getränke und Suppen sowie brennende Kerzen gehören nicht in die Nähe von Kindern, so viel dürfte den meisten Menschen eigentlich klar sein. „Auch wenn man selbst eine heiße Tasse in der Hand hält, sollte man nicht noch das Kind auf den Schoß nehmen“, sagt Andrea Etzler. Manchmal wirke für die Kleinen allein der Teebeutel in der Tasse wie ein Spielzeug – und dann reiche ein unachtsamer Augenblick aus. Oft passieren die Unfälle auch über Umwege. So können laut Andrea Etzler überhängende Tischdecken oder Kabel von Elektrogeräten in greifbarer Nähe eine gefährliche Kettenreaktion auslösen. Nämlich genau dann, sobald die Kinder auf die Idee kommen, daran zu ziehen.

Welche Gefahrenquellen werden häufig unterschätzt?
Manchmal passiert das Unglück aber auch im Schlaf. Besonders dann, wenn Babys oder kleine Kinder sich an einen heißen Heizkörper heranrollen. Auch Badewasser, das Erwachsenen noch angenehm warm vorkommt, kann gerade für kleine Kinder und Babys bereits zu heiß sein. „Die Haut von Kindern ist weitaus dünner als die der Erwachsenen und somit auf viel hitzeempfindlicher“, sagt Etzler. Ein zusätzliches Problem, dass seit einigen Jahren immer häufiger auftritt: Kaminöfen im Wohnzimmer, bei denen auf eine Absperrung verzichtet wurde. Auch hier habe es zuletzt immer wieder schlimme Verbrennungen bei Kindern gegeben.

Was mache ich, wenn mein Kind sich verbrannt oder verbrüht hat?
Auch bei einem vermeintlich kleinen Unfall, sollte man die Situation sehr ernst nehmen, aber auch keinesfalls panisch reagieren. „Kleinere Verletzungen können mit handwarmem Wasser - also nicht mit eiskaltem Wasser - bis zu 30 Minuten zur Schmerzlinderung gekühlt und anschließend mit einem trockenen Handtuch abgedeckt werden – ehe es in die Klinik oder zum Kinderarzt geht“, sagt Etzler. Bei größeren Verletzungen – und da genügt schon ein Schluck heißer Kaffee oder Tee auf der Haut – sollte das Kind sofort aus der Gefahrenzone gebracht und über 112 der Notarzt gerufen werden. Statt großflächigem Kühlen sollte man in der Zwischenzeit das Kind vor Auskühlung schützen und besser gezielt mit normalkaltem Wasser kühlen. 

Wie wird eine thermische Verletzung versorgt?
Wie eine thermische Verletzung behandelt wird, hängt von der Tiefe und der betroffenen Körperoberfläche der Verletzung ab. Auch bei leichteren oder mittelschweren Verletzungen kann eine OP unumgänglich sein, bei der heute meist ein vorübergehender Hautersatz eingesetzt werden kann. Viele der thermischen Verletzungen bedürfen im Anschluss an die Wundheilung einer langen, oft über Jahre gehenden Narben- und Funktionsnachsorge. Die Bremer Kinderchirurgie ist in diesem Bereich als spezialisierte Klinik anerkannt und in das deutschlandweite Versorgungsnetz eingebunden.

Der Verein Paulinchen e.V. veranstaltet jedes Jahr am 7. Dezember den Tag des brandverletzten Kindes, um auf die Gefahren gerade für kleine Kinder und Säuglinge aufmerksam zu machen. Dazu gehören auch zwei Videos der Initiative, die zur Aufklörung und Sensibilisierung auch in den Wartebereichen unserer zentralen Kindernotaufnahme im Eltern-Kind-Zentrum Prof. Hess zu sehen sind.  

 

Diesen Artikel teilen

Das könnte Sie auch interessieren

Artikel teilen
Artikel teilen

Die aktuelle Ausgabe unseres Magazins gesund mal 4

Erhältlich in Apotheken, Arztpraxen und natürlich in unseren vier Krankenhäusern. Diese Ausgabe ist als Download verfügbar (per Klick auf das Cover)

Alle Ausgaben

abgehorcht – die Kolumne

In unserer Kolumne „Abgehorcht“ berichten unsere Autoren über die alltäglichen Versuche gesünder zu leben. Und darüber, warum das am Ende oft doch nicht klappt.
Kolumne „Abgehorcht“ lesen

Gesundheit Nord – Klinikverbund Bremen

Klinikum Bremen-Mitte
St.-Jürgen-Str. 1

28205 Bremen

Fon 0421 497-0

Klinikum Bremen-Nord
Hammersbecker Straße 228
28755 Bremen
Fon 0421 6606-0

Klinikum Bremen-Ost
Züricher Straße 40
28325 Bremen
Fon 0421 408-0

Klinikum Links der Weser
Senator-Weßling-Straße 1
28277 Bremen
Fon 0421 879-0