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So kommen Freizeitsportler gesund durch den Sommer

Gesundheit

Eine wochenlange Hitzeperiode droht in Bremen eher nicht – doch auch im eher kühlen Bremen steigt das Thermometer an manchen Sommertagen über die 30-Grad-Marke. Und wer seine Sommerferien in südlichen Gefilden verbringt, ist meist auch länger hohen Temperaturen ausgesetzt. Dann kann Sport zur Belastung und im schlimmsten Fall sogar zur Gefahr für die Gesundheit werden. Dr. Jonas Boelsen, Chefarzt der Klinik für Intensivmedizin und Notfallmedizin im Klinikum Links der Weser, erklärt, was bei Sommerhitze im Körper passiert – und wie man sich auch an heißen Tagen fit halten kann.

Herr Dr. Boelsen, wer bei großer Hitze Sport treibt, sollte einige Vorsichtsmaßnahmen beachten – darüber wird im Sommer immer wieder berichtet. Die Frage ist: Was bedeutet „Hitze“ in unseren Breitengraden überhaupt? Ab wann kann die Außentemperatur für Sportler zum Problem werden?
Dr. Jonas Boelsen: Die Temperatur allein ist eigentlich nicht entscheidend – es kommt immer auch auf die Luftfeuchtigkeit an. Sobald man an sich selber bemerkt, dass man sich durch das Wetter belastet fühlt, ist Vorsicht geboten. Das kann auch schon bei 25 Grad der Fall sein, wenn es zugleich schwülwarm ist.

Woran liegt es, dass uns hohe Temperaturen mehr belasten als moderate?
Unsere Körpertemperatur bewegt sich in engen Grenzen und wird vom Körper immer im Gleichgewicht gehalten. Sie schwankt also nicht so wie es die Außentemperatur. Deshalb lösen hohe Temperaturen eine Anpassungsreaktion aus: Wenn es sehr warm ist, versucht der Körper, die Wärme loszuwerden. Das passiert, in dem wir schwitzen sowie durch eine verstärkte Durchblutung der Haut. Um Hitze abzugeben, pumpt der Körper mehr Blut in die oberen Hautpartien. Das ist Arbeit für den Körper, und unsere Pulsfrequenz kann so um zehn bis 20 Schläge pro Minute ansteigen. Wenn wir dann noch Sport treiben, entsteht weitere Hitze, die abgegeben werden muss.

Wer sollte bei hohen Temperaturen besonders aufpassen?
Für alte Menschen kann Hitze sehr belastend und unter Umständen sogar lebensbedrohlich sein. Da geht es dann natürlich nicht um sportliche Aktivitäten, sondern es besteht eher die Gefahr, dass sie dehydrieren, weil sie zu wenig trinken oder dass sie die Hitze unterschätzen. Auch Menschen mit Atemwegserkrankungen, chronisch erkrankte Menschen oder solche mit eingeschränkter Belastbarkeit sollten sich bei Hitze besonders schonen. Vor Sonne und Hitze schützen sollten sich auch diejenigen, die ihren Beruf im Freien ausüben, beispielsweise im Straßenbau. Und auch sehr kleine Kinder und Säuglinge sollten der Sommerhitze nicht ausgesetzt werden.

Wie sieht es bei Kindern und Jugendlichen aus?
Grundsätzlich gilt: Bei Kindern und Jugendlichen sollte man eine gesunde Gelassenheit an den Tag legen und nichts über dramatisieren. Sie dürfen sich auch bei Hitze austoben. Allerdings sollten sportliche Aktivitäten wie Fußballtraining oder Ähnliches nicht gerade in der Mittagszeit stattfinden und man sollte unbedingt auf ausreichende Trinkpausen achten. Hier ist eher die UV-Strahlung ein Thema: Es ist wichtig, dass Eltern auf einen ausreichenden Sonnenschutz bei ihren Kindern achten und keinesfalls einen Sonnenbrand oder Sonnenstich riskieren. Bei einem Sonnenstich wird die Hirnhaut durch zu starke Sonneneinstrahlung auf den Kopf gereizt und in der Folge können Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Schwindel auftreten.

Sie treiben selbst viel Sport. Wie handhaben Sie es in Hitzeperioden – setzen Sie mit dem Training aus oder haben Sie andere Strategien für heiße Tage?
Natürlich bin ich auch im Sommer weiter aktiv und kann das auch anderen nur empfehlen. Sport ist ja grundsätzlich gesund. Wenn es ein oder zwei Tage mal ungewöhnlich heiß ist, macht eine Sportpause Sinn – aber darüber hinaus sollte man lieber andere Lösungen finden, mit der Hitze umzugehen. Beispielsweise könnte man morgens, wenn die Luft noch frisch und kühl ist, zur Arbeit laufen, oder in den Abendstunden aktiv sein. Wichtig ist, sich passend zu kleiden, also möglichst luftige und atmungsaktive Kleidung zu wählen.

Wann ist der Punkt erreicht, an dem man die körperliche Aktivität doch lieber einstellen oder sogar einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen sollte?
Wer Muskelkrämpfe bekommt, wer an Schwindel, Kopfschmerzten oder Schwächegefühl leidet oder Fieber über 38,5 Grad bekommt, der sollte unbedingt aufhören und seinem Körper Ruhe und Abkühlung gönnen. Auf keinen Fall sollte man in solchen Situationen versuchen, an die eigenen Grenzen zu gehen. Problematisch wird es, wenn das Fieber auf mehr als 40 Grad steigt, wenn eine Bewusstseinsstörung oder sogar eine vorübergehende Bewusstlosigkeit eintritt. Dann droht ein Hitzschlag, der lebensbedrohlich sein kann. Bei einem Hitzschlag gelingt es dem Körper nicht mehr, sich selbst zu kühlen. In solchen Situationen sollte sofort die 112 gewählt werden.

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