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Vier-Tage-Woche: Pilotphase wird ausgeweitet

Schichtwechsel

Die Vier-Tage-Woche für Pflegekräfte? Was noch vor einigen Jahren kaum vorstellbar war, ist mittlerweile an den ersten deutschen Krankenhäusern Realität geworden. Auch im Klinikum Links der Weser läuft seit einigen Monaten ein Pilotprojekt, in dem die Vier-Tage-Woche – genauer gesagt: die 4,2-Tage-Woche – auf ihre Alltagstauglichkeit getestet wird. Nun endet die Pilotphase. Zeit, um eine erste Bilanz zu ziehen. Und die fällt ganz eindeutig positiv aus.

„Das ist ein super Gewinn für mich“, sagt Karin Sarrasch. Sie arbeitet als Stationsleitung auf der Station 51, einer der chirurgischen Stationen im Klinikum Links der Weser. Als Vollzeitkraft habe sie vorher oft Überstunden gemacht, weil nach dem eigentlichen Dienstende immer noch etwas zu tun war. „Jetzt bin ich geplant etwas länger da, baue deshalb keine Überstunden auf und habe einfach mehr freie Tage. Außerdem geht man deutlich weniger gestresst nach Hause. Wenn das Modell weiter angeboten wird, bleibe ich auf jeden Fall dabei.“ Auch ihre Kollegin und Stellvertreterin Katja Kardekewitz bestätigt: „Das ist genau das Richtige für mich. Ich brauche einfach ein paar zusätzliche freie Tage zu Hause, damit ich auf Dauer entspannt und fit bleibe“. Natürlich sei man nach den längeren Arbeitstagen abends müde und kaputt – aber nicht weniger als nach einem regulären Arbeitstag.

Arbeitstag wird auf neun Stunden erhöht

Das Modell sieht vor, dass die einzelnen Arbeitstage der Beschäftigten von 7,7 Stunden auf neun Stunden verlängert werden. So wird die Arbeitszeit, vereinfacht gesagt, anders verteilt und es entstehen mehr freie Tage. Die Frühschicht dauert von 6 Uhr bis 15.30 Uhr, die Spätschicht von 12.15 Uhr bis 21.45 Uhr, die Pause ist unverändert 30 Minuten lang. Die Teilnahme an dem Pilotprojekt ist freiwillig, eine feste Teilnehmerzahl nicht vorgegeben. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es vor allem für diejenigen in attraktives Modell ist, die Vollzeit arbeiten. Wer wegen der Kinderbetreuung oder anderer privater Verpflichtungen in Teilzeit arbeitet, kann seine Arbeitstage in der Regel nicht verlängern“, sagt Katja Kardekewitz. Auf sie selber trifft das allerdings nicht zu: „Ich war vorher Teilzeitkraft und habe meine Arbeitszeit jetzt erhöht, weil ich jetzt so arbeiten kann, wie es zu mir passt.“ Das vorab erstellte Konzept macht es möglich, die 4,2 Tage-Woche und die 5 Tage-Woche zu kombinieren und auf alle Wünsche der Mitarbeitenden einzugehen. Die Arbeitsabläufe sind so aufeinander abgestimmt, dass der Stationsalltag reibungslos funktioniert.

Pilotphase wird nun ausgewertet

Auch aus Sicht von Klinikpflegeleitung Rieke Harsleben erhöht das Angebot, 4,2 statt fünf Tage pro Woche zu arbeiten, die Attraktivität des Arbeitgebers. Bereits in der Pilotphase konnten drei Pflegekräfte neu eingestellt werden. Nun ist eine entsprechende Betriebsvereinbarung abgeschlossen, so dass aus dem Pilotprojekt ein dauerhaftes Arbeitszeitmodell werden kann. Eine Projektgruppe, an der neben der Pflegedirektorin, der Klinikpflegeleitung und dem Betriebsärztlichen Dienst auch der Betriebsrat und das Personalcontrolling beteiligt sind, wird die Pilotphase nun mit Hilfe einer Pflegewissenschaftlerin auswerten. Ihre anfängliche Sorge, dass der Dienstplan damit zu einer komplizierten Angelegenheit werden würde, habe sich überhaupt nicht bewahrheitet, berichtet Harsleben: „Das ging wie von selbst.“ Ihrer Einschätzung nach habe die gesamte Station von dem Modell profitiert: „Es hat sich wunderbar eingespielt und gab keine Reibungspunkte. Im Gegenteil: Dass einige Kolleginnen nun länger im Dienst sind, hat den Alltag sogar etwas entspannt.“

Zu denjenigen, die sich für das neue Modell entschieden haben, gehört auch Dominique Schilling. Auch sie ist überzeugt: „Auf diese Weise hat man mehr Zeit und Ruhe für die Dokumentation und qualitativ hochwertige Patientenversorgung und ist weniger gehetzt. Das nimmt so viel Stress aus dem Tag!“ Die längeren Tage nimmt sie dafür gerne in Kauf: „Klar, das ist anstrengend – aber dafür kommt man mit Sicherheit pünktlich raus.“ Alle Beteiligten können sich gut vorstellen, dass sich das Modell durchsetzen wird – nicht für jeden, sondern als zusätzliches Angebot. „Man muss in Kauf nehmen, dass man dadurch insgesamt etwas mehr Personal braucht“, sagt Rieke Harsleben. „Aber wenn wir dadurch für Bewerber attraktiv bleiben, ist es der richtige Weg.

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