Gesundheit Nord Klinikverbund Bremen

Zum Welt-Hebammen-Tag: "Der Beruf ist meine Leidenschaft"

Schichtwechsel

Jennifer Aidoo wird die erste afrikanische Hebamme im Klinikum Bremen-Nord – und somit Teil eines Kreißsaal-Teams, das bereits heute international ist. Die Frau aus Ghana hat den Kreißsaal bereits aus Mutterperspektive kennengelernt.

Im Kreißsaal im Klinikum Bremen-Nord hat Jennifer Aidoo bereits einige Stunden verbracht - zwar noch nicht als Hebamme, dafür aber als Mutter. Zwei ihrer fünf Kinder hat die aus Ghana stammende Frau in Bremen-Nord zur Welt gebracht. Ab September möchte die Frau aus Ghana selbst wieder bei Geburten helfen und in ihren Job als Hebamme zurückkehren. Als Hebamme in Anerkennung wird sie in Bremen-Nord im ohnehin international besetzten Kreißsaal-Team bald die erste Frau aus Afrika sein.

„Wir freuen uns sehr auf Frau Aidoo“, sagt die Leitende Hebamme Imke Helmke, die mit ihrem aus rund 40 Hebammen bestehenden Team in den vergangenen Jahren bereits viel Erfahrung mit der Einarbeitung ausländischer Kolleginnen gesammelt hat. Jennifer Aidoo wird während ihrer eineinhalb Jahre andauernden Anerkennungsphase in Rotenburg ihre praktischen Anteile im Kreißsaal und in der Geburtshilfe am Klinikum Bremen-Nord absolvieren und danach – so der beiderseitige Wunsch – auch fest als Hebamme das Team verstärken. „Wir stecken viel Arbeit und Engagement in die Anleitung neuer Kolleginnnen“, sagt Imke Helmke, die mit ihrem Team neben den ausländischen Kolleginnen auch regelmäßig Hebammenstudierende auf ihrem Weg in den Beruf betreut. Das alles gut zu koordinieren sei immer auch eine Herausforderung. Mit Blick auf die ausländischen Kolleginnen sei die Arbeitsweise von Hebammen und ihrer Rolle im Kreißsaal in ihrem Heimatland oft ganz unterschiedlich. Hinzu komme die Aufgabe, verschiedene Kulturen zusammenzubringen und natürlich das sprachliche Verständnis. „Umso schöner ist das Erfolgsgefühl, wenn wir eine neue Kollegin in unserem Team integriert haben.“

„Wir sind international und das empfinden wir als eine Stärke!“

Das hat in der Vergangenheit bereits funktioniert, als vor einigen Jahren etwa italienische Hebammen vom Klinikverbund Gesundheit Nord angeworben worden waren. Auch Kolleginnen aus dem Iran habe man bereits. Auch Kolleginnen mit türkischem Hintergrund seien Bestandteil des Teams. „Wir sind international. Und das empfinden wir als Stärke“, sagt Helmke. Schließlich seien auch die Hintergründe und die Herkunft der Frauen, die im Kreißsaal ihr Baby zur Welt bringen ganz unterschiedlich.

Mit Jennifer Aidoo also soll ab September die erste afrikanische Hebamme Teil des Kreißsaal-Teams werden. Sie wurde nicht wie im Fall der italienischen Hebammen per Vermittlungsagentur eingestellt, sondern sie fand ihren eigenen Weg nach Deutschland. „Es war schon immer mein Traum, im Ausland zu arbeiten. Aber ich habe mich viele Jahre nicht getraut. Hatte Angst vor der neuen Sprache“, sagt die 39-Jährige. Ihr Mann – ebenfalls aus Ghana – arbeitet schon seit vielen Jahren bei Mercedes in Bremen. Und mit Blick auf das Krankenhaussystem habe er ihr Mut gemacht, auch den Schritt nach Deutschland zu machen. „Vielleicht hat er mich aber auch einfach nur vermisst“, sagt Jennifer Aidoo mit einem Lächeln. 2016 wagte sie den Schritt, machte zunächst ein Praktikum in der Altenpflege. In den Jahren danach lernte sie immer besser Deutsch, legt erst ihre B1-, später die B2-Prüfung ab. Nun, wo ihre jüngsten Kinder drei und fünf Jahre alt geworden sind, wurde der Wunsch nach der Rückkehr in ihren eigenen Job größer. „Hebamme zu sein ist meine Leidenschaft“, sagt Aidoo. Ein Beratungsgespräch habe ihr geholfen, den passenden Weg dafür zu finden.

Hebammen in Ghana und Deutschland mit viel Verantwortung

Aidoo, in Ghanas Hauptstadt Accra geboren, hat die Ausbildung zur Hebamme in ihrem Heimatland absolviert, in einem Krankenhaus auf dem Land hat sie einige Jahre gearbeitet. „Die Hebammen in Ghana haben ähnlich wie in Deutschland viel Verantwortung. Ein Arzt greift nur ein, wenn es notwendig ist“, sagt Jennifer Aidoo. Allerdings seien in Ghana manchmal so wenig Ärzte im Hintergrund gewesen, dass sie dort in Krisensituationen schon einmal selbst Probleme lösen musste. Etwa als sie den im Bauch der Mutter verbliebenen Mutterkuchen in der Not selbst per Hand entfernen musste. „Das waren Extremsituationen, die mich aber auch stark gemacht haben“, sagt Jennifer Aidoo. Und die sie in Deutschland durch die viel höheren Sicherheitsstandards nicht nochmal wird erleben müssen.

Im Kreißsaal und in der Geburtshilfe in Bremen-Nord wird Jennifer Aidoo, die mit ihrer Familie gleich in der Nähe in Schönebeck wohnt - als eine von gleich zwei Hebammen in Anerkennung im Einsatz sein. Und sie trifft auf ein Team, in dem die ein oder andere Kollegin bereits Berührungspunkte mit ihrem Heimatland hatte. So engagieren sich zum Beispiel zwei Kolleginnen in einem Projekt des Vereins „Meeting Bismarck e.V.“ für die Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung in Ghana und waren vergangenes Jahr selbst vor Ort. Jennifer Aidoo selbst bringe eine hohe Motivation und große Erfahrung mit, sagt sie über sich. Sie erwarte von ihrem Arbeitgeber aber auch eine große Professionalität. „Mir ist es wichtig, dass das Team nicht nur fachlich kompetent ist, sondern auch einfühlsam in der Betreuung“, sagt sie. Jennifer Aidoo ist sich sicher, dass sie das in Bremen-Nord gefunden hat. „Denn genau so habe ich das Team damals bei meinen Geburten selbst erlebt. Und ich freuen mich, hier bald selbst ein Teil von zu sein.“ Die Vorfreude bei Imke Helmke und ihrem Team dürfte mindestens genauso groß sein.

Neue Kolleginnen für die Kreißsäle: Neben Jennifer Aidoo, die als Hebamm in Anerkennung im September zum Team der Hebammen stößt, hat das Klinikum Bremen-Nord für dieses Jahr bereits drei weitere Zusagen von Hebammen bekommen. Und auch im Kreißsaal im Klinikum Bremen-MItte wächst das Team: Das Team dort freut sich bereits über zehn Einstellungen, drei davon sind Absolventinnen des neuen Hebammenstudiengangs.

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