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KI in der Pathologie: Elea hört nicht nur zu, Elea versteht

Schichtwechsel

Die Pathologie im Klinikum Bremen-Mitte und das Fachärztezentrum Hanse haben zusammen mit einer Hamburger Health Tech-Firma ein Informationssystem entwickelt, das die Klinik mit Hilfe künstlicher Intelligenz spürbar entlastet und schnellere Ergebnisse liefern lässt.

Dr. Samy Hakroush spricht ein paar Schlagworte in Richtung seines iPads. Elea hört dabei ganz genau zu. Wenige Sekunden später ist ein detaillierter Bericht zu einer Gewebeprobe fertig. „Das hat bisher pro Fall einige Minuten gedauert, jetzt geht das innerhalb weniger Augenblicke“, sagt der Chefarzt der Pathologie im Klinikum Bremen-Mitte. Elea ist der Name einer neuen Kollegin – allerdings nicht im klassischen Sinne. Elea – so heißt das neue Laborinformationssystem, das die Pathologie in Bremens größtem Krankenhaus neuerdings nutzt und nach den Worten von Dr. Hakroush sogar revolutioniert. Das System fertigt mittels künstlicher Intelligenz nicht nur in Sekundenschnelle Berichte an, sondern kommuniziert auch mit anderen Maschinen, hinterlegt Informationen an allen wichtigen Stellen und vernetzt so alle Aufgaben in der Pathologie miteinander.

 

"Ein echter Technologiesprung"

„Wir erleben hier einen echten Technologiesprung“, sagt Dr. Hakroush. Das System sorge für eine große Entlastung in der Dokumentation und Dateneingabe, beschleunige Abläufe und sorge so für schnellere Ergebnisse im Klinikalltag. Jeden Tag werden in der Pathologie hunderte Gewebeproben untersucht und befundet. Dabei muss jeder Schritt, jede Färbung, jede Diagnose erfasst, bearbeitet und weitergegeben werden. Genau hier setzt Elea an und reagiert auf Zuruf.

„Das System wandelt nicht nur Sprache in Text um, das könnte auch ein nicht ganz so intelligentes System. Das Besondere ist: Elea versteht die Informationen auch“, sagt Dr. Sebastian Casu, Chief Medical Officer der Elea.ai GmbH. Das Technologie-Unternehmen aus Hamburg hat das System innerhalb von sieben Monaten zusammen mit dem Klinikum Bremen-Mitte  als erstes Krankenhaus bundesweit sowie mit dem Bremer MVZ Fachärztezentrum Hanse entwickelt und im Klinikalltag eingesetzt. Mittlerweile haben auch andere Krankenhäuser und Medizinische Versorgungszentren ihr Interesse an dem Programm bekundet oder nutzen es bereits.

Diagnose bleibt Sache des Pathologen

Elea könne laut Dr. Casu all das, was das System von Ärztinnen und Ärzten gesagt bekommt, auch richtig anwenden und die Informationen überall dort zu hinterlegen, wo sie in der Pathologie wichtig sind. Ein Beispiel: Wenn der Pathologe ein Stück Leber untersuchen muss und das Gewebe in mehrere Proben aufteilt, weil sie drei unterschiedliche Färbungen bekommen sollen, verarbeitet Elea diese Infos und gibt sie an die entsprechenden anderen Maschinen weiter. Der Prozess kommt so binnen Sekunden in Gang. Elea dokumentiert auch die finale Krebsklassifikation, die der Pathologe diagnostiziert hat und verbindet sie mit den entsprechenden Abrechungscodes.

„Das System ist unterstützend, aber niemals entscheidend im Einsatz“, sagt Sebastian Casu. Die ärztliche Diagnose bleibt Sache der Pathologin oder des Pathologen. Aber das System verschafft ihnen mehr Raum für die medizinische Arbeit.

Das KI-System ist das neueste erfolgreiche Projekt in der Pathologie in Bremen-Mitte. Im vergangenen Jahr hat sich in dem Institut bereits einiges in Sachen Digitalisierung getan. „Wir sind hier insgesamt schon sehr weit gekommen“, sagt Hakroush. Alle Fachärztinnen und Ärzte sind zum Beispiel mit Tablets ausgestattet und können die meisten Arbeiten remote erledigen. Sogar den Blick durchs „Mikroskop“. Dafür sorgt ein Scan-Roboter, der mit seinem 360 Grad beweglichen Arm nichts anderes tut, als Gewebeschnitte zu digitalisieren und diese dann zur Befundung über ein Webportal zur Verfügung stehen. Ein digitales Mikroskop, das im Institut steht, sorgt zudem für die online Befundung von Schnellschnitten.

Pathologie attraktiver für Fachpersonal geworden

„Durch die Digitalisierungsschritte und insbesondere durch Elea sind nicht nur alle Prozesse viel schneller geworden“, sagt Dr. Samy Hakroush. „Wir sind darüber hinaus als Pathologie attraktiver für Fachärztinnen und -ärzte geworden“, sagt er. Schließlich gebe es wie in vielen Gesundheitsberufen auch hier bundesweit einen Mangel an gut ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen. „Wir spüren hier wieder deutlich mehr Interesse an unserer Pathologie“, sagt Dr. Hakroush. Auch das neuen KI-assistierte Laborinformationssystem werde viel Interesse hervorrufen, ist er sich sicher. Nicht nur bei Fachpersonal sondern auch bei anderen Kliniken. „Wir freuen uns, dass wir hier unseren Beitrag an echter Pionierarbeit leisten konnten“, sagt der Chefarzt. Dann wendet er sich wieder ans iPad und gibt Elea neue Schlagworte für den nächsten Befund. Und die neue KI-Kollegin legt wieder los.

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