Gesundheit Nord Klinikverbund Bremen

„Wir müssen weiter mit unserem Job angeben“

Schichtwechsel

Wie hat sich der Pflegeberuf und das Bild von Pflege verändert? Zum "Internationalen Tag der Pflege" haben wir uns dazu mit den Klinikpflegeleitungen Bettina Rettig und Claus Jaegeler aus dem Klinikum Bremen-Mitte unterhalten.

Frau Rettig, Herr Jaegeler, was ist heute anders im Pflegeberuf als noch vor einigen Jahren?
Claus Jaegeler: Es hat sich unheimlich viel getan in den letzten Jahren. Früher wurde Pflege oft nur als Partner des Arztes oder der Ärztin gesehen, der auf medizinische Kommandos reagiert. Pflege ist heute aber längst eine eigene Profession und die Zusammenarbeit unter den Berufsgruppen ganz anders.
Bettina Rettig: Pflege ist selbstbewusster geworden. Man sollte auch nicht vergessen, dass Pflege heute eine eigene Wissenschaft ist. Das Verständnis für die eigene Rolle innerhalb des Krankenhauses hat sich ins Positive entwickelt.

Haben Sie ein Beispiel?
Jaegeler:
Pflege weiß sehr genau, was sie drauf hat und zeigt das auch stärker in der täglichen Zusammenarbeit. Pflege ist heute viele ausdifferenzierter und spezialisierter als früher. Auf den Intensivstationen wie auch auf den Regelstationen ist mehr Fachexpertise nötig. Es gibt ganz viele Richtungen, in die man sich im Pflegeberuf entwickeln und insgesamt viel stärker professionalisieren kann.
Rettig: Hinzu kommt bei uns noch, dass du hier in so einem großen Klinikverbund unzählige Optionen hast, auch mal ein anderes Fachgebiet auszuprobieren. Und auch nicht ganz unwichtig: Pflege ist mittlerweile einer der bestbezahlten Ausbildungsberufe.

Und dennoch gibt es bundesweit weiter einen großen Fachkräftemangel.
Jaegeler: Früher hat es viel mehr Menschen in den Pflegeberuf gezogen, heute sind wir froh, wenn wie zuletzt wieder die neuen Kurse in der Pflegeschule voll sind. Ausbildung ist natürlich ein wichtiger Faktor. Wir müssen noch mehr Menschen wieder für die Pflege und für die Arbeit im Krankenhaus begeistern.

Womit kann das gelingen?
Jaegeler: So genannte weiche Faktoren spielen da eine immer größere Rolle. Wie gut ist das Teamgefüge? Harmonie ist da ein großer Faktor. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Teamstruktur heute ganz anders aussieht als früher: Wie gut gelingt die Integration internationaler Pflegekräfte, die wir angeworben haben? Wie ist das Verhältnis von Vollzeit und Teilzeit. Wie können wir den Anteil von Leiharbeit minimieren?
Rettig: Apropos. Im KBM ist es uns zuletzt gelungen mehr als ein Dutzend Leiharbeiter wieder für die Arbeit in den festen Teams zu begeistern, was ein schöner Zwischenerfolg ist. Da konnte wir mit der Teamatmosphäre aber auch mit Flexibilität punkten. Für viele spielt heute die Balance von Arbeit und Privatleben eine viel größere Rolle. Dreiviertel ist für viele heute praktisch das neue Vollzeit.

 

"In den alltäglichen Situationen
werden die Pflegeteams schon noch oft
mit den alten Stereotypen konfrontiert."

Bettina Rettig

 

Ist das Bild der neuen, selbstbewussten Pflege nur eines, das sich innerhalb des Krankenhauses verbreitet oder ist es auch schon in der Gesellschaft angekommen?
Rettig: Auch durch die Corona-Pandemie hat sich das Bild von Pflege denke ich sehr verändert. Da hat die Gesellschaft viele Einblicke gewonnen und verstärkt gesehen, was Pflege leistet und wie essenziell sie ist. In den alltäglichen Situationen werden die Pflegeteams schon noch oft mit den alten Stereotypen konfrontiert. Da lässt man sich oft noch lieber etwas von einem Arzt sagen als von einer Pflegekraft.

Warum ist das so?
Rettig:
Viele sind überrascht oder bekommen vielleicht auch nicht mit, wie viele Entscheidungen Pflegende jeden Tag eigentlich selbst treffen. Aber selbst innerhalb des Krankenhauses muss manchmal noch klarer werden, dass zum Beispiel in Sachen Patienten- und Belegungsmanagement natürlich die Pflege erste Ansprechpartnerin ist und man nicht warten muss, bis man Dinge mit einem anderen Arzt bespricht.
Jaegeler: Das interprofessionelle Arbeiten ist da sicher manchmal auch noch ausbaufähig, wird aber mittlerweile schon in der Ausbildung mit Projekten wie BIPSTA gefördert. Das deutlich größere Zerrbild von Pflege gibt es aber noch in der Gesellschaft, vielleicht auch gefördert durch Arztserien, in denen Stereotypen und Vorurteile vom „Gehilfen des Arztes“ gefördert werden, aber mit der Realität nichts mehr zu tun haben.
Rettig: Was Pflege leistet, ist vielen Menschen auch außerhalb des Krankenhauses heute sicher klarer. Aber da liegt auch noch einiges an Imagearbeit vor uns. Deswegen gilt für unsere Berufsgruppe: Wir müssen weiter mit unserem Job, einem der schönsten der Welt, angeben.

Bettina Rettig und Claus Jaegeler sind seit 2023 Teil des Klinikpflegeleitungsteams im Klinikum Bremen-Mitte und dort für das Eltern-Kind-Zentrum Prof. Hess verantwortlich. Rettig war zuvor bereits Klinikpflegeleitung im Klinikum Bremen-Ost, Jaegeler arbeitete bereits viele Jahre als Klinikpflegeleitung der Intensivstation im Klinikum Bremen-Mitte.

 

Aktionen zum Tag der Pflege in den Krankenhäusern

Zum Internationalen Tag der Pflege gibt es verschiedene Aktionen im Klinikverbund. Im Klinikum Bremen-Mitte steht am 12. Mai ein Coffee Bike in der Eingangshalle der Notaufnahme, damit sich der Frühdienst zwischen 5.30 Uhr und 7.30 Uhr mit einer Kaffeespezialität stärken kann. Im Klinikum Bremen-Nord gibt es am Montag, 13. Mai, einen bunten Nachmittag für Pflegekräfte und Hebammen mit Massage und mehr. Im Klinikum Links der Weser können bis zum 12. Mai Kollegen, Patienten und Angehörige Postkarten mit Wünschen und Botschaften an die Pflege in speziellen Briefkästen im Krankenhaus einwerfen. Daraus wird dann eine Collage zusammengestellt. Im Klinikum Bremen-Ost werden zum Tag der Pflege Präsentkörbe auf den Stationen verteilt.

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