„Unser wichtigster Mechanismus, überschüssige Wärme abzugeben und die Körpertemperatur zu regulieren, ist das Schwitzen. Mit dem Alter nimmt aber genau diese Fähigkeit ab“, erklärt Dr. Thomas Hilmer, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Klinikum Bremen-Ost. Oft entsteht eine Art Teufelskreis: Alte Menschen spüren oft weniger Durst und trinken daher zu wenig, verlieren aber gleichzeitig schneller Flüssigkeit als junge Menschen. Kommt noch eine Demenz hinzu und das Trinken wird regelrecht vergessen, kann die Lage dramatisch werden: Denn dann steigt die Gefahr der Dehydrierung und die führt zu einer Überhitzung des Körpers. Erste Anzeichen für eine so genannte Hitzeerschöpfung könnten Unwohlsein, Schwindel, ein roter Kopf, Kopfschmerzen und Übelkeit sein, so Hilmer. Im weiteren Verlauf drohe Hitzekollaps, also ein Kreislaufzusammenbruch. Der gefürchtete Hitzschlag ist dann im weiteren Verlauf ein lebensbedrohliches Szenario, bei dem die Körpertemperatur auf über 40 Grad ansteigt. Im ganzen Körper kommt es dann zu einem Hitzestau und Bewusstseinseinschränkungen. „Das ist dann ein akuter Notfall, der sofort im Krankenhaus behandelt werden muss“, so Hilmer. Wer also bei älteren Angehörigen oder anderen Menschen in seiner Umgebung Bewusstseinseinschränkungen oder gar eine Bewusstlosigkeit beobachtet, sollte sofort ärztliche Hilfe holen.

Warum Hitze für Senioren lebensgefährlich werden kann
Hohe Temperaturen können gerade für Seniorinnen und Senioren zu Gesundheitsproblemen führen. Dr. Thomas Hilmer, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am Klinikum Bremen-Ost, erklärt, worauf man an heißen Sommertagen achten sollte.
Eine weitere Gefahrenquelle sind die Medikamente, auf die alte Menschen meist angewiesen sind. Entwässerungstabletten, Betablocker oder Psychopharmaka wie Antidepressiva können die Wärmeregulation zusätzlich erschweren. Daher sollten die Dosierungen vom Hausarzt unbedingt angepasst, also reduziert werden. Hinzu kommt, dass sich auch die typischen Alterserkrankungen bei großer Hitze verschlimmern können, so zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. Ältere Patientinnen und Patienten sollten mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin gezielt über die Sommerzeit und die Anpassung der Medikation sprechen und bei Symptomen sofort die Praxis aufsuchen, empfiehlt Hilmer. Das gelte auch besonders für Menschen mit Herz- und Nierenproblemen, die wiederum nicht zu große Mengen Flüssigkeit in kurzer Zeit zu sich nehmen dürften.

In den heißen Sommertagen ist also in vielerlei Hinsicht auch die Wachsamkeit von Angehörigen, Pflegenden oder auch Nachbarn und Freunden gefragt. Denn Betagte haben oft keine gute Temperaturwahrnehmung und Selbsteinschätzung mehr. „Einige gehen dann in der Mittagshitze zum Einkaufen, weil es eben so zum Tagesablauf gehört“, sagt Hilmer. „Dabei tragen sie dann oft viel zu warme Kleidung und der Sonnenhut wird auch vergessen.“ Grundsätzlich sollten Anstrengungen an heißen Tagen absolut vermieden werden. Und für alte Menschen seien auch kurze Touren zum nächsten Supermarkt oft schon zu viel – gerade, wenn sie nicht in den Morgen- oder Abendstunden stattfinden. „Wenn alle ein wenig aufeinander achten, ist schon viel gewonnen“, so Hilmers Appell. Wer beispielsweise betagte Nachbarn hat, könnte an heißen Tagen mal fragen, ob er die Einkäufe übernehmen soll - oder einfach auf die Hitze hinweisen und dazu raten, lieber zuhause zu bleiben. Das Zuhause sollte zudem möglichst kühl gehalten werden – also nur morgens und abends lüften, ansonsten Fenster geschlossen halten und Rollläden, Vorhänge oder Jalousien runterlassen. „Es hilft, Ventilatoren aufzustellen“, sagt Dr. Hilmer, „und wer die Möglichkeit hat, sollte seinen betagten Angehörigen ruhig mal ein kühles Fußbad gönnen“.
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